Am Dienstag, den 3. September 2024 hat der Schauspieler, Musiker und Autor Achim Amme aus seinem Buch „Der kleine Adolf“ gelesen und von den Interviews erzählt, die er mit seinem Großvater geführt hat.
Der Autor Achim Amme, dessen Vorfahren um 1700 aus Beedenbostel nach Uetze zogen und dort eine Mühle übernahmen, hat die Lebensgeschichte seines Großvaters aufgeschrieben. „Denke mal zurück“, sagt dieser darin, „1696 oder 97, kurz vor dem 17. Jahrhundert, ist ein Amme von Beedenbostel nach Uetze gekommen, hat die Mühle hier gepachtet, hat gespart, hat gearbeitet, hat dann die Mühle von dem Gutsbesitzer gekauft. Der älteste Sohn. Dadurch hängen wir alle zusammen. Der erste Amme, von dem wir abstammen, kam von Beedenbostel. Das ist dein Urururur-Großvater. Musst du vier oder fünf Mal Ur vormachen.“
Adolf Ammes Lebensgeschichte liest sich grausam, keine Frage. Zuerst stirbt der kleine Bruder an einer Vergiftung, danach stirbt ein ungeborenes Kind bei einer eigenhändigen Abtreibung, der später noch sieben andere folgen mussten. Vielleicht widmet Achim Amme deshalb sein Buch auch den ungeborenen Kindern. Später im Buch, wo es um die beiden Kriege geht, die Adolf Amme beide miterlebt und überstanden hat, sterben Freunde und Verwandte im Krieg, dann stirbt sein Vater aus Kummer darüber, dass er den heimischen Betrieb zugrunde gewirtschaftet hat, genauer gesagt, den Betrieb seiner Frau, denn er war ja eingeheiratet. Zum Schluss sterben beide Großeltern, erst die Großmutter friedlich und gut umsorgt, und ganz zum Schluss der Großvater, Held des Buchs und Autor aller Geschichten. Denn Achim Amme hat die Geschichten wörtlich von Video- oder Kassettenaufnahmen abgeschrieben, die er mit seinem Großvater zwischen dessen 88. und 93. Lebensjahr aufzeichnete.
Allein schon die Sprache dieser Aufzeichnungen ist bemerkenswert. Viele Dialektpassagen im Plattdeutsch der Region – das auch hier in Beedenbostel verstanden wird, wie unser Publikum uns bestätigte – und in diesen platten Abschnitten besonders viel Witz und echte Bauernschläue. Denn obwohl so viel vom Sterben die Rede ist, steckt dieses Buch voller Leben. Humorvolle Szenen, besonders bei Behörden, dem Finanzamt und sogar bei der Wehrmacht, gute Freundschaften, die dem Großvater das Leben retten, weil sie ihm die Einberufung an die Front ersparen, alles das beschreibt äußerst lebendig den Alltag eines vielleicht ganz normalen, vielleicht aber auch absolut außergewöhnlichen Bürgers und seiner Familie über ein ganzes Jahrhundert hinweg.
Achim Amme begeisterte mit seiner einfühlsamen Lesung unser Beedenbosteler Publikum und saß auch nach der Lesung noch lange zum Gespräch in unserer „runden Runde“.